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Bei Folterüberlebenden sollte zusätzlich zu bzw. in Verbindung mit psychiatrischen Stellungnahmen auch eine Dokumentation der körperlichen Folterfolgen gewährleistet werden. Dies erfolgt in der Regel durch Fachärzt*innen und Rechtsmediziner*innen. Die Dokumentation und Begutachtung von Folterfolgen mit Hilfe des Istanbul-Protokolls ist auch in der EU-Asylverfahrensrichtlinie verankert. EU-Mitgliedsstaaten sind dazu verpflichtet, eine rechtsmedizinische Untersuchung und Dokumentation von Folterfällen finanziell zu ermöglichen. Dies kann für das Asylverfahren genutzt werden. Darüber hinaus ist die Bundesrepublik als Unterzeichnerin des Rom Statuts zu einer Strafverfolgung von Folter verpflichtet, und zwar unabhängig davon, wo die Tat stattgefunden hat und wo Täter*innen und Überlebende sich aufhalten. Wenn nachgewiesen werden kann, dass Folter systematisch angewendet wird bzw. wurde, kann sie als Verbrechen gegen die Menschheit, Völkermord oder Kriegsverbrechen geahndet werden. Hierfür gibt es in Deutschland aus jüngster Vergangenheit bereits Beispiele, zuletzt auch im Fall zahlreicher Folterüberlebender aus Syrien. Für ein Strafverfahren ist eine gerichtsfeste Dokumentation der Folterfolgen von großer Bedeutung.
Auch unabhängig von den juristischen Konsequenzen kann es für Betroffene entlastend und heilsam sein, dass ihre Foltererfahrungen gesehen, dokumentiert und anerkannt werden. Eine Kooperation mit Rechtsmediziner*innen, aber auch Therapeut*innen oder Traumafachberater*innen ist dafür sinnvoll.
Viele Schutzsuchende zeigen eine starke psychische Belastung aufgrund psychischer und physischer Folterfolgen. Hier ist es wichtig, dass Beratende sich für das Thema ansprechbar zeigen, aber keine zu detaillierten Fragen stellen.
Mögliche Screening-Fragen zu Folter sind beispielsweise:
Sollte sich abzeichnen, dass die schutzsuchende Person Folterüberlebende*r ist, sollte in der Regel an ein PSZ überwiesen werden. Während nicht alle PSZ einen Arbeitsschwerpunkt zu Folter vorweisen, gibt es hier Netzwerke, die im Zweifelsfall auch eine Folterdokumentation an einem anderen Standort ermöglichen und begleiten können.
WICHTIGES INFORMATIONSMATERIALINFORMATIONSMATERIAL
Informationen zu bestehenden interdisziplinären Ansätzen zur Dokumentation von Folterspuren: https://folterfolgen.de/
Into Justice (2022). Überlebende von Folter und schwerer Gewalt – Wege in die Rehabilitation.