Newsletter Fachstelle Schutzbedarfe

Liebe Leser*innen, liebe Kolleg*innen und Interessierte,

Am 27. Mai konnte unsere Fachstelle zur Identifizierung und Versorgung besonderer Schutzbedarfe feierlich eröffnen – viele von Ihnen und Euch waren online oder live dabei. Dort konnten wir erstmals die Website der Fachstelle vorstellen, die Ressourcen für Praxis bündeln und Akteur*innen im Bereich Schutzbedarfe vernetzen sowie relevante Fortbildungsmöglichkeiten vermitteln will. Wir möchten uns bei allen Gästen bedanken – uns ganz besonders bei denen, die persönlich angereist sind, Grußworte gesprochen und sich mit uns gefreut haben.

Dies ist gleichzeitig ein Aufruf und eine Einladung, die Ressourcen der Fachstelle zu nutzen, aber auch zu stärken. Wir freuen uns über Hinweise auf Veranstaltungen, Publikationen oder wichtige Neuerungen, über die wir dieses wachsende Netzwerk informieren können.

Herzliche Grüße aus Berlin und hoffentlich bis bald,

Larissa Hilt und Alva Träbert für das Team der Fachstelle

News aus dem Arbeitsfeld Schutzbedarfe

Gründung des Sächsischen Netzwerks besondere Schutzbedürftigkeit

In Sachsen hat sich ein Netzwerk für besondere Schutzbedürftigkeit zusammengeschlossen, um die langjährige Praxiserfahrung der beteiligten Organisationen zu bündeln und auf die bedarfsgerechte Umsetzung der EU-Aufnahmerichtlinie hinzuarbeiten. Im Netzwerk vertreten sind aktuell  KOBRAnet – Hillersche Villa e.V.,Mosaik Leipzig e.V., RosaLinde Leipzig e.V., SAIDA International e.V., Sächsischer Flüchtlingsrat e.V. sowie Clearingstelle und Anonymer Behandlungsschein Leipzig e.V.

Wir gratulieren nachträglich herzlich zur Gründung!

 

Rechtliche Entwicklungen

Die Implementierung der Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems (GEAS) geht in die nächste Runde. Die neue Bundesregierung legte am 24.06.2025 einen neuen Referentenentwurf für die GEAS-Anpassungsgesetze vor, zu dem die einschlägigen Verbände Stellungnahmen eingereicht haben, darunter auch eine Reihe mit Fokus auf unterschiedlichen Aspekten von Vulnerabilität. Ein Kabinettsbeschluss wird noch im August erwartet.

Bis dahin möchten wir auf einige ausgewählte Stellungnahmen zum Nachlesen verweisen: Die Stellungnahme des Deutschen Instituts für Menschenrechte, die des Bundesfachverbandes Minderjährigkeit und Flucht sowie die der BAfF mit KOK und LSVD+.

 

Veranstaltungen

Grundlagenschulung für die Arbeit mit (un)begleiteten geflüchteten Kindern und Jugendlichen (Online, BumF, verschiedene Termine ab August 2025)

Die Grundlagenschulung vermittelt praxisnah jugendhilferechtliche und asyl- und aufenthaltsrechtliche Grundlagen, Informationen zu Vormundschaft und ihrer Rolle im Asylsystem sowie zur Begleitung und Übergangsgestaltung von und mit jungen volljährigen Geflüchteten. Die Schulungen des BumF richten sich an angehende Fachkräfte und Fachkräfte, die neu in die Arbeit mit geflüchteten jungen Menschen eingestiegen sind oder einsteigen. Neben den Schulungsinhalten wird es Raum für interaktiven Austausch und zur Reflexion der Herausforderungen und Haltungen im Arbeitsalltag geben.

Sexualisierte Gewalt gegen geflüchtete Jungen* und Männer* (Online, DeBUG, 21.08.2025)

Viele männliche Geflüchtete haben sexualisierte Gewalt erlebt – vor, auf und auch nach der Flucht. Im Unterschied zu kollektiv geteilten Traumata, die sich z.B. aus Kriegserlebnissen oder Gefahrensituationen auf dem Meer ergeben, ist das Sprechen über sexualisierte Gewalt auch bei und unter männlichen Geflüchteten weitgehend tabuisiert.

In der Fortbildung der _DeBUG 2.0 – Kontaktstelle Niedersachsen, Bremen, NRW und Hessen werden Grundlageninformationen zum Thema vermittelt. Dann sollen Ideen entwickelt werden, um hilfreiche Angeboten zu gestalten und diese in bestehende Gewaltschutzkonzepte zu integrieren.

Besonders schutzbedürftig – Schritte zur Identifizierung und Unterstützung traumatisierter Geflüchteter in Hamburg (Hamburg und online, Centra, 17.09.2025)

Der Fachtag von Centra (Koordinierendes Zentrum für traumatisierte Geflüchtete) findet dieses Jahr unter dem Thema „Besonders schutzbedürftig: Schritte zur Identifizierung und Unterstützung traumatisierter Geflüchteter in Hamburg“ statt. Eine Teilnahme ist sowohl in Präsenz als auch Online möglich, Voranmeldung und weitere Informationen unter veranstaltungen@centra.hamburg.

Speyerer Migrationsrechtstage – Die Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems (GEAS) und ihre Konsequenzen für die Migrationsverwaltung (Speyer und online, 22.-23.09.2025)

Die 9. Speyerer Migrationsrechtstage zeigen die anstehenden Rechtsänderungen auf und nehmen deren Auswirkungen auf die Verwaltung in Bund, Ländern und Kommunen in den Blick. Neben Zuständigkeiten, Registrierungspflichten und Verfahrensregelungen liegt ein Fokus auf den reformierten Aufnahmebedingungen, die etwa die Unterbringung von Schutzsuchenden oder die Beschulung von Kindern betreffen.

Eine Anerkennung als Fortbildungsveranstaltung i.S.v. § 15 FAO ist möglich.

 

Neuerscheinungen

Psychosozialer Versorgungsbericht 2025: Fokus Grenzgewalt

Mit ihren jährlichen Versorgungsberichten bildet die BAfF ab, inwieweit für Geflüchtete mit psychischen Belastungen bedarfsgerechte Behandlungsangebote zugänglich, verfügbar und tatsächlich erreichbar sind. Die Ergebnisse der Datenerhebungen in den Psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer werden dargestellt und vor dem Hintergrund völker- und europarechtlicher Verpflichtungen sowie der wissenschaftlichen Befunde zum Versorgungsbedarf erläutert. In diesem Jahr gibt es zusätzlich einen Themenfokus auf Grenzgewalt mit Blick auf die Ereignisse an den Europäischen Außengrenzen und Interviews mit Praktiker*innen aus Versorgung und humanitärer Hilfe. Der Versorgungsbericht 2025 steht zum Download zur Verfügung. Eine Druckversion kann kann bei der BAfF bestellt werden.

BumF-Bericht zur Situation junger Geflüchteter in Deutschland

Die Ergebnisse der Online-Umfrage des BumF in Kooperation mit der BAfF 2024 zeigen: Gewalt und Rassismus nehmen zu. Zugleich wird der Zugang zu Schutz, Bildung und Teilhabe weiter eingeschränkt. Fachkräfte erleben Asyl- und Versorgungssysteme zunehmend als restriktiv – mit gravierenden Folgen für die psychische Stabilität junger Menschen und ihrer Begleiter*innen. Politische Maßnahmen wie die GEAS-Reform, Zurückweisungen an Binnengrenzen oder Einschränkungen beim Familiennachzug verschärfen die Lage zusätzlich und wirken tief in die Praxis der Jugendhilfe hinein. Gleichzeitig zeigt die Umfrage auch: Viele Fachkräfte stellen sich engagiert gegen Entrechtung und wissen aus Erfahrung, was Teilhabe ermöglicht und junge Menschen stärkt.